Mittwoch, 8. September 2010

Der epochale Atom-Meilerstein

"Das Spiel ist aus, wir geh'n nach Haus": Diesen Satz bekamen wir als Kleinkind immer dann zu hören, wenn eine Puppenbühne ihr Kasperle-Theater beendet hatte. Wie ein solches mutet es auch an, was uns die Bundesregierung derzeit als "epochalen" Erfolg verkaufen will: Den "Atomkonsens".

Die Handlung in Kurzform: Kasperl (Röttgen) und Seppl (Brüderle) müssen wieder einmal das Dorf (die Bundesrepublik) retten, weil eine böse Räuberbande (die Atomlobby) alles kurz und klein schlagen will, wenn man ihr keinen Sack voll Gold aushändigt (Gewinnsteigerung durch Laufzeitverlängerung von Atomkraftwerken).

Natürlich streiten Kasperl und Seppl darum, wie das am besten zu bewerkstelligen sei. Und weil sie nicht so recht einig werden wollen und das Kinderpublikum langsam ungeduldig wird, betritt plötzlich der böse Zauberer Sarrazin die Bühne, zusammen mit seinem feuerspeienden Drachen (Integration), und sorgt für mächtig Wirbel. Aber Ende gut, alles gut: Der Kasperl führt die Räuberbande hinters Licht und luchst ihr die Hälfte des Goldsacks wieder ab. Freudig schließt die Großmama (Merkel) ihren Kasperl in die Arme und alle (die Regierungskoalition) feiern, als gäbe es kein Morgen.

Ein Theater, so kann man es bestenfalls nennen, was die Bundesregierung und die Atomlobby aufgeführt haben, eher noch eine Schmierenkomödie, deren Drehbuch aus dem Kanzleramt stammt.

Und was die Bevölkerung dabei nicht alles so glauben soll: Ein CDU-Parteisoldat wie Röttgen entdeckt auf Regieanweisung plötzlich seine vermeintlich ökologische Seite und mimt den volksnahen Atomausstiegskämpfer. Die Atomlobby beginnt eine alberne Pro-Atom-Werbekampagne, die mit der Regierung abgesprochen gewesen sein dürfte, denn:

Die führenden Häupter der Atomlobby (wie beispielweise ein gewisser Josef Ackermann) gehen im Kanzleramt bekannterweise ungeniert ein und aus. Diese Leute haben es schlichtweg nicht nötig, auf eine solch plumpe, ungeschickte Weise irgendeinen Druck auszuüben. Viel wahrscheinlicher dürfte sein, dass man der Bundeskanzlerin damit die Möglichkeit geben wollte, nicht allzu offensichtlich als Handlangerin der Wirtschaft dazustehen.

Schade, dass durchaus nicht wenige auf dieses propagandistische Meisterstück hereinfallen werden. Denn eines muss man Frau Merkel lassen: Was die ehemalige FDJ-Sekretärin für Agitation und Propaganda damals gelernt hat, das beherrscht sie immer noch aus dem Effeff.

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